Finanzierte Emissionen: Was ist PCAF und warum gilt er als Goldstandard der Industrie?

PCAF (the Partnership for Carbon Accounting Financials) ist eine Initiative der Finanzbranche und hat sich als Goldstandard etabliert, indem sie Leitlinien für eine konsistente und vergleichbare Bewertung und Berechnung finanzierte Emissionen in der Finanzbranche bereitstellt. EcoAct-Analyst Ben Wrighton erläutert, warum PCAF auch weiterhin das bevorzugte Rahmenwerk für Finanzinstitute ist, und wie es transparente Emissionsangaben und verbesserte Klimaübergangsplanung unterstützt, während PCAF seine geplanten Entwicklungen für 2024 ankündigt.

Was sind finanzierte Emissionen?

Das Greenhouse Gas Protokoll kategorisiert Emissionen nach direkten und indirekten Emissionen. Direkte Treibhausgasemissionen stammen aus Quellen, die im Besitz oder unter Kontrolle des berichtenden Unternehmens stehen. Im Gegensatz dazu sind indirekte Emissionen eine Folge der Aktivitäten des berichtenden Unternehmens, treten jedoch an Quellen auf, die im Besitz oder unter Kontrolle eines anderen Unternehmens stehen.

Finanzierte Emissionen werden als indirekte Emissionen definiert, die den Finanzierungstätigkeiten – wie Kredite und Investitionen – von Finanzinstituten zugeordnet sind. Diese Aktivitäten tragen dazu bei, Kapital oder Finanzmittel für ein Unternehmen bereitzustellen, das Treibhausgasemissionen verursacht

Warum ist es wichtig, finanzierte Emissionen zu bewerten und zu verfolgen?

Weltweit wurden Anstrengungen unternommen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen, insbesondere durch finanzorientierte Allianzen wie die Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ). Innerhalb dieses Rahmens erfordern die Net Zero Banking Alliance (NZBA), die Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) und die Net Zero Insurance Alliance (NZIA) spezifische Verpflichtungen, einschließlich der jährlichen Berichterstattung über Treibhausgasemissionen für NZBA und NZAOA sowie der umfassenderen Unterstützung von Offenlegungsrichtlinien wie der Taskforce for Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) für NZIA.

Finanzinstitute spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Anlegern und Vermögensbesitzern zu helfen, die Klimarisiken und -auswirkungen in ihren Portfolios zu verstehen. Mit der zunehmenden Messung und Berichterstattung über finanzierte Emissionen können Finanzinstitute nun direkt mit den Unternehmen, in die sie investieren, die Klimarisiken und -chancen thematisieren und insgesamt zum Übergang zu einer Net-Zero-Wirtschaft beitragen.

Was ist PCAF?

PCAF ist eine branchenführende Partnerschaft, die aus einer Koalition von Branchenorganisationen besteht (wie ABN AMRO, Amalgamated Bank, ASN Bank, Global Alliance for Banking on Values (GABV) und Triodos Bank), und einen globalen Standard für die Ermittlung des CO₂-Fußabdrucks von Finanzportfolios darstellt. Im November 2020 entwickelte PCAF den Global GHG Accounting and Reporting Standard for the Financial Industry als Reaktion auf die branchenweite Nachfrage nach einem globalen, standardisierten Ansatz zur Messung und Berichterstattung über finanzierte Emissionen.

Während die PCAF die wichtigsten Rechnungslegungsgrundsätze aufgreift und mit den Anforderungen des GHG-Protokolls Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard übereinstimmt, bietet sie weitere Details und Leitlinien für bestimmte Anlageklassen. Die PCAF definiert Grundsätze zur Anrechnung, die das Verhältnis von Investitionen und Kreditvergabe eines Investors sowie die Datenqualität untersuchen.

Die Methoden von PCAF zur Berechnung finanzierte Emissionen hängen von der Anlageklasse der Kreditvergabe oder Investition und dem verfügbaren Maß an kundenspezifischen Emissions- und Finanzdaten ab. Die Einbeziehung von Scope-1- und Scope-2-Emissionen ist für alle Anlageklassen verbindlich, wobei die Einbeziehung von Scope-3-Emissionen je nach Klasse variiert. PCAF konzentriert sich in ihren Richtlinien auf die folgenden sieben Anlageklassen:

Quelle: Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF).

Den Finanzinstituten werden vier Kohlenstoff-Metriken (sowohl absolut als auch in Bezug auf die Intensität) zur Verfügung gestellt, um die von ihnen finanzierten Emissionen zu quantifizieren bzw. zu berichten, wie in der nachstehenden Tabelle dargelegt:

Alle vier Metriken sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt:

Kohlenstoff-Metrik	Einheit	Metrischer Nutzen
Absolute Kohlenstoffemissionen  (engl. Absolute Carbon Emissions, ACE)	tCO2e	Kommunizieren Sie den CO2-Fußabdruck eines Portfolios gemäß des GHG-Protokolls. Verfolgen Sie Veränderungen der Treibhausgas-emissionen in einem Portfolio.
Gewichtete durchschnittliche Kohlenstoffintensität (engl. Weighted Average Carbon Intensity, WACI)	tCO2e / € Gewinn	Die Kennzahl lässt sich leichter auf alle Anlageklassen anwenden, da sie nicht auf dem Ansatz des Aktienbesitzes beruht. Misst die Exposition der Anleger gegenüber Übergangsrisiken (z. B. Kohlenstoffpreise).
Gewichtete Kohlenstoffemissionen (engl. Weighted Carbon Emissions, WCE)	tCO2e / € investiert	Zeigt, welche Portfolios am kohlenstoffintensivsten sind und wo der Fokus liegen sollte, wenn es um das Management von Kohlenstoffrisiken geht. Ermöglicht den Vergleich mit Benchmarks und anderen Portfolios unterschiedlicher Größe
Kohlenstoffintensität (engl. Carbon Intensity, CI)	tCO2e / € Gewinn	Präsentiert die Schadstoffeffizienz oder -ineffizienz eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Geschäftsergebnis (z. B. Umsatz, Verkäufe). Ermöglicht den Vergleich mit Benchmarks und anderen Portfolios unterschiedlicher Größe.

 

Die ACE- und WACI-Metriken sind die am häufigsten berichteten Metriken, wobei WACI die von der TCFD empfohlene Kernmetrik ist. Verschiedene Einflussfaktoren können jedoch die Ergebnisse der berechneten Metriken beeinflussen. Daher ist es wichtig, die Wahl der gemeldeten Metrik sorgfältig zu überlegen. Finanzinstitute können den Klimaeinfluss ihres Portfolios über- oder unterschätzen, Schlüsseländerungen in den Metriken falsch interpretieren und folglich die wesentlichen Risiken oder Markttreiber möglicherweise nicht angemessen berücksichtigen.

Warum ist PCAF der Goldstandard?

PCAF gilt als bevorzugte Option zur Berechnung finanzierte Emissionen, da sie nicht nur dem GHG-Protokoll entspricht, sondern auch auf dessen Empfehlungen aufbaut, indem sie weitere Methoden zu Metriken, Anlageklassen und Kontrollpunkten bereitstellt.

Im Gegensatz zum Top-Down-Ansatz im GHG-Protokoll ermöglicht PCAF einen Bottom-Up-Ansatz, indem sie die Bewertung der finanzierten Emissionen auf Kundenebene zulässt und eine genauere Bewertung der Umweltauswirkungen und klimabezogenen Risiken eines Portfolios ermöglicht.

Als brancheninitiierte Initiative aktualisiert und ergänzt PCAF kontinuierlich ihre Standards und Richtlinien, um auf die sich entwickelnden Bedürfnisse der Finanzbranche zu reagieren.

Obwohl die Anleitung von PCAF die robusteste Methodik und Grundlage für die Quantifizierung und Berichterstattung finanzierter Emissionen darstellt, ergeben sich aus dem Standard einige Einschränkungen:

• Herausforderungen durch Marktwertschwankungen – insbesondere mit der zunehmenden Einführung von Kohlenstoffmetriken, die Emissionen auf der Grundlage des Unternehmenswertes einschließlich Barmitteln (Enterprise Value Including Cash – EVIC) zuordnen, was sich auf die Marktwerte von Unternehmensaktien und -schulden auswirkt.
• Anforderungen und Einschränkungen bei Daten – die Datenqualität stellt für Finanzinstitute, die ihre finanzierten Emissionen berechnen wollen, eine große Einschränkung dar, da unternehmens- oder investitionsspezifische Daten oft nicht leicht zugänglich sind.
• Governance – aufgrund der Komplexität der Rechnungslegungsansätze, der erforderlichen Datenquellen und der Vielzahl der betroffenen Akteure ist eine umfassende Aufsicht auf Vorstandsebene erforderlich.
• Zeitpunkt der Emissionen – die Kohlenstoffbilanzierung und die erforderlichen Datenbanken für die Emissionsberechnung und -berichterstattung sind oft ein Jahr im Rückstand, im Gegensatz zur häufigeren Finanzberichterstattung.

Was steht als Nächstes bei PCAF an?

Im Jahr 2023 wurden zwei neue Standards eingeführt, nämlich der Accounting and Reporting Standard for Capital Markets, der sich auf die Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit der Primärausgabe von Kapitalmarktinstrumenten und der Kreditsyndizierung konzentriert, sowie den Accounting and Reporting Standard for Insurance-Associated Emissions, der sich auf Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Versicherungs- und Rückversicherungsportfolios konzentriert.

Für das Jahr 2024 hat PCAF angekündigt, dass sie sich auf die folgenden Themen als Schwerpunkt für die Entwicklung von Methoden konzentrieren wird.

• Übergangsfinanzierung und grüne Finanzierung
• Schwankungen im absoluten Treibhausgasinventar (die sich aus zeitlichen Veränderungen der finanziellen Zurechnungsmetriken, wie EVIC, ergeben)
• Zusätzliche Versicherungsprodukte
• Verbriefte und strukturierte Produkte

EcoActs Ansatz zu finanzierten Emissionen

Bei EcoAct arbeiten wir mit einer Vielzahl von Finanzinstituten zusammen, darunter Vermögensverwalter, Banken und Versicherungen. Wir verfügen über umfangreiche Erfahrung in der Unterstützung von Finanzinstituten bei der Berechnung ihrer finanzierten Emissionen und beraten sie bei den nächsten Schritten auf ihrem Weg zu Net-Zero.

EcoAct bietet mit seinem firmeneigenen Tool ClimFIT eine umfassende Erfassung der Emissionsdaten des Kundenportfolios. ClimFIT berechnet finanzierte Emissionen für bestehende PCAF-Anlageklassen wie börsennotiertes und privates Eigenkapital und Fremdkapital sowie Gewerbeimmobilien und Hypotheken.

ClimFIT ist PCAF-konform und kann alle PCAF-Metriken generieren. EcoAct unterstützt bei der Datenerfassung und -schätzung sowie bei der Bewertung der Datenqualität, um eine hohe Portfolioabdeckung und damit robuste Berichterstattungsdetails sicherzustellen.

Nehmen Sie Kontakt mit unserem Team von Expertinnen und Experten für nachhaltige Finanzen auf, um mit der Berichterstattung über finanzierte Emissionen zu beginnen.