‚Blue Carbon‘-Ökosysteme spielen eine wichtige Rolle beim Eindämmen des Klimawandels und um die Folgen der Erderwärmung abzumildern. Hier zeigen wir, was Blue Carbon so einzigartig macht und werfen einen Blick auf einige Projekte die gerade von unserem engagierten Nature-Based-Solutions Team entwickelt werden.
Küsten- und Meeresökosysteme gelten als Kraftwerke für die CO₂-Speicherung, da sie zwei- bis viermal mehr Kohlenstoff speichern können als Wälder auf dem Land und dies auch sehr langfristig binden. Aufgrund der enormen Fähigkeit dieser wassergebundenen Ökosysteme CO₂ zu speichern, werden sie als ‘Blue Carbon‘-Ökosysteme bezeichnet. Mangroven, Seegraswiesen und Salzmarsche sind nicht nur sehr große Kohlenstoffsenken, sie schützen auch Küstengebiete vor Überschwemmungen, verbessern die Wasserqualität und schützen Meeresfauna und -flora.
Trotz der vielen Vorteile von Blue Carbon werden diese Ökosysteme durch menschliche Aktivitäten und den Klimawandel in alarmierendem Tempo geschädigt und gehen verloren, was ihre Rolle als CO₂-Senken immer mehr gefährdet.
EcoAct verfügt über ein eigenes Team innerhalb unserer Abteilung für Nature-Based-Solutions, das speziell an der Entwicklung von Blue Carbon-Projekten arbeitet. In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Communities entwickelt EcoAct weltweit ökologische Renaturierungsprojekte und Blue Carbon-Methoden, die den Erhalt von Küsten- und Meeresökosystemen im Fokus haben. Hierbei geht also nicht nur um den Erhalt von bedrohten Waldgebieten, sondern ganz konkret auch um Wiederaufforstung.
Ökologische Renaturierungsprojekte verbessern Ökosysteme, stellen die biologische Vielfalt wieder her und halten die Degradierung auf. Diese Projekte tragen so zum Klimaschutz bei und wirken sich gleichzeitig positiv auf lokale Gemeinschaften und ihre Resilienz gegenüber dem Klimawandel aus. Diese ‚Community-Based Ecological Restoration‘ steht bei unseren Blue Carbon-Projekten im Vordergrund, um den langfristigen Schutz und das Überleben dieser Ökosysteme zu gewährleisten.
EcoAct arbeitet derzeit mit lokalen Partnern daran, Projekte zur Renaturierung von Blue Carbon-Gebieten in Mexiko, Indien und Kenia zu entwickeln. Diese Projekte unterstützen insbesondere die Wiederherstellung von Mangroven-Ökosystemen. Mangroven gelten als das produktivste und biologisch vielfältigste aller Waldbiome, da sie Lebensraum für viele marine Arten bieten und enorm viel CO₂ speichern können. Allerdings gehen Mangroven mit einer Rate von 2-3 % pro Jahr verloren, wobei zwischen 1980 und 2000 weltweit bereits 35-50 % der Mangroven zerstört wurden. Sie sind durch Landwirtschaft, Infrastruktur und Tourismus bedroht und das Holz wird häufig auch als Brennstoff für traditionelle Kochstellen verwendet.
EcoAct entwickelt nicht nur Projekte zur Regenerierung von Mangroven, sondern auch Projekte gegen die Gefährdung dieser Gebiete. Eine der Hauptursachen für den Verlust der Mangroven ist das Sammeln von Brennholz und die Herstellung von Holzkohle, da Küstengemeinden oft nur begrenzt Zugang zu sauberen Energiequellen haben. Um dies anzugehen, entwickelt EcoAct umfassende Projekte, die Renaturierung mit der Förderung von hocheffizienten Kochstellen kombiniert. Sie verringern so den Druck auf die Mangroven, um diese Ökosysteme wiederherzustellen und für künftige Generationen zu schützen. Und ganz wichtig: So verbessert sich für die Menschen gleichzeitig die Luftqualität beim Kochen. Dabei unterstützen die Projekte auch die lokalen Communities.
Semilla Azul ist ein Blue Carbon-Projekt das von EcoAct und Resiliencia Azul, einer von Frauen geführten mexikanischen NGO, in Zusammenarbeit mit Renaturierungsspezialisten von CINVESTAV, Programa Mexicano del Carbono und der Autonomen Universität von Mexiko entwickelt wird. Ziel des Projekts ist die Wiederherstellung von 5.000 Hektar Mangrovenwald auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán.
Mexiko hat den vierthöchsten Mangrovenbestand der Welt, und Yucatán beherbergt einige der einzigartigsten Mangroven-Ökosysteme überhaupt, wie den Petén, der im Gegensatz zu den meisten Mangroven im Süßwasser wächst. Diese Mangrovenwälder sind Hotspots der biologischen Vielfalt – nach Angaben der UNESCO wurden in diesen Ökosystemen über 300 Vogelarten gezählt. Diese Mangroven dienen auch als Laichgebiete für Fische mit kommerziellem Wert und unterstützen so den Lebensunterhalt der lokalen Wirtschaft.
Semilla Azul wird auf Gemeindeland entwickelt, wobei die Mitglieder der lokalen Gemeinschaft eine zentrale Rolle spielen. Als Projekteigentümer sind sie in alle Phasen der Projektentwicklung einbezogen und für die Durchführung von Renaturierungsmaßnahmen geschult. Als gemeindebasiertes Projekt unterstützt Semilla Azul nachhaltig die lokalen Lebensgrundlagen wie Ökotourismus, Bienenzucht und handwerkliche Fischerei und verbessert die Resilienz der lokalen Communities gegenüber dem Klimawandel.
Die Blue-Carbon-Experten von EcoAct arbeiten auch mit Resiliencia Azul zusammen, um das Semilla Azul-Projekt zu zertifizieren und während der gesamten Projektlaufzeit das CO₂-Monitoring zu unterstützen. Bei einem Besuch auf der Halbinsel Yucatán haben die EcoAct-Experten mit den lokalen Communities an Konsultationsmeetings teilgenommen und den Ist-Zustand der degradierten Mangrovenwälder im geplanten Projektgebiet analysiert.
Semilla Azul ist nun das erste Blue Carbon-Projekt in unserem Portfolio, das unsere Machbarkeitsanalyse bestanden hat und nach dem Verified Carbon Standard (VCS) registriert wird. Im Rahmen dieser Bewertung wurden Audits vor Ort durchgeführt. Auch haben wir unser EcoScore©-Tool eingesetzt, um die Durchführbarkeit des Projekts anhand von 35 Risikokriterien zu bewerten. (In diesem Beitrag erklären wir, wie wir hiermit die Due Diligence unserer Projekte durchführen.)
Schauen Sie sich unser Video über Semilla Azul an, um mehr über das Projekt zu erfahren.
Neben den Projekten zur Wiederherstellung von Blue Carbon arbeiten die EcoAct-Teams für Projektentwicklung und Forschung & Innovation auch, zusammen mit lokalen Partnern, an der Entwicklung neuer Methoden für Blue Carbon. Dabei liegt der Fokus auf dem Erhalt von Seegraswiesen und Mangroven in französischen Gebieten. Die Methoden wurden dem französischen Umweltministerium zur Validierung unter dem ‚Label bas-carbone‘ vorgelegt, das in Frankreich durchgeführte effektive Kompensationsprojekte zertifiziert.
Die erste neue Methode betrifft die Posidonia-Seegraswiesen im Mittelmeer. Seegraswiesen sind reich an mariner Artenvielfalt und binden CO₂ viel schneller als tropische Regenwälder. Auch diese Art von Blue Carbon-Ökosystem ist bedroht. In Zusammenarbeit mit unseren Partnern haben die EcoAct-Experten eine Methodik zur Zertifizierung von Schutzmaßnahmen für Seegraswiesen entwickelt. Das Projekt betont die Quantifizierung von Emissionsreduktionen und CO₂-Bindung zum Schutz von Posidonia-Seegras. Parallel dazu führt EcoAct ein Pilotprojekt durch, um diese Methode praxisnah im Nationalpark Calanques an der Mittelmeerküste zu testen.
Die zweite Methode betrifft die Wiederherstellung von Mangroven und Sumpfwäldern. EcoAct hat sich dafür mit I4CE und EIT Climate-KIC zusammengeschlossen. Das Projekt GROVE-FIT, das im Januar 2020 begann, erleichtert die Projektentwicklung zur Wiederherstellung und Schutz von Mangroven und Feuchtgebieten. Dazu gehören auch Pilotprojekte in Martinique und Guadeloupe. Diese Methodik soll ebenfalls vom französischen Umweltministerium validiert werden.
Schließlich ist EcoAct auch Teil der Blue Carbon Coalition, die auf dem One Ocean Summit 2022 angekündigt wurde. Neben Frankreich gehören auch Costa Rica und Kolumbien sowie Conservation International als Koordinator dieser Initiative an.
‚Carbon Removal‘-Projekte wie diese werden vom Weltklimarat IPCC als unerlässlich gesehen, die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre wieder auf ein beherrschbares Niveau zu bringen. Und auch die unternehmerischen Net Zero-Ziele lassen sich nur erreichen, wenn die Restemissionen durch eine dauerhafte CO₂-Entfernung konkret angegangen werden.
Blue Carbon-Ökosysteme haben ein enormes Potenzial uns dabei zu helfen, den Klimawandel anzugehen. Länder, lokale Behörden, Unternehmen und Interessengruppen müssen klare Maßnahmen ergreifen, um die Funktion als CO₂-Senke zu erhalten und zu maximieren. Durch Schutzmaßnahmen, Renaturierung und die Unterstützung von Blue Carbon-Ökosystemen gibt es die große Chance, den Klimawandel und seine Auswirkungen abzumildern und gleichzeitig die betreffenden Personengruppen miteinzubeziehen und zu schützen.
Wenn Sie an der Entwicklung Ihres eigenen Blue-Carbon-Projekts oder anderer Offsetting-Projekte interessiert sind, melden Sie sich gerne bei uns – unser Nature-Based-Solutions Team berät Sie gerne!