COP28 Rückblick: Die Zukunft des freiwilligen Kohlenstoffmarktes gestalten

Mit dem Ende von COP28 fasst Chimdi Obienu von EcoAct die Ankündigungen und Vereinbarungen zum freiwilligen Kohlenstoffmarkt (engl. volunatry carbon market (VCM)) zusammen und erläutert, was dies für Unternehmen bedeutet. Mathilde Mignot, Leiterin für Natur- und technologiebasierte Lösungen, sowie Léo Barruol, Principal Portfolio & Partnerships Manager (siehe Bild oben), waren beim COP28 dabei und trafen ...

Chimdi Obienu

31 Jan 2024 6 Minuten Lesezeit

COP28 - EcoAct recap

Mit dem Ende von COP28 fasst Chimdi Obienu von EcoAct die Ankündigungen und Vereinbarungen zum freiwilligen Kohlenstoffmarkt (engl. volunatry carbon market (VCM)) zusammen und erläutert, was dies für Unternehmen bedeutet. Mathilde Mignot, Leiterin für Natur- und technologiebasierte Lösungen, sowie Léo Barruol, Principal Portfolio & Partnerships Manager (siehe Bild oben), waren beim COP28 dabei und trafen Schlüsselorganisationen und Partner.

Nach zwei intensiven Verhandlungswochen in Dubai fanden die Vertragsparteien der UN Klima-Rahmenkonvention (UNFCCC) auf der COP28 eine gemeinsame Grundlage in einer Vereinbarung, die den „Anfang vom Ende“ des fossilen Brennstoffzeitalters signalisiert. Obwohl die erste „globale Bestandsaufnahme“ seit dem Pariser Abkommen keine Verpflichtung zum weltweiten „Ausstieg“ aus der Nutzung fossiler Brennstoffe vorsieht, legt sie aber den Grundstein für eine Verdreifachung der Kapazität erneuerbarer Energien und eine Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030.

Die Regierungen erzielten ebenfalls eine wegweisende Einigung zum Loss and Damage-Fonds auf der COP28 und sicherten so lebenswichtige finanzielle und technische Unterstützung für Länder, die von den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Die Zusagen für den Fonds belaufen sich bis dato bereits auf mehr als 700 Millionen US-Dollar.

Die multilateralen Verhandlungen blieben jedoch bei einigen anderen Themen hinter den Erwartungen zurück. Entscheidungen zu Artikel 6 des Pariser Abkommens – wie Länder zusammenarbeiten können, um ihre National Determined Contributions (NDCs) weitgehend mithilfe von Emissionszertifikaten zu erreichen – wurden um ein weiteres Jahr verschoben.

Im Bereich der CO2-Finanzierung liegt der Erfolg von COP28 tatsächlich in einer Reihe neuer Initiativen, die darauf abzielen, das Vertrauen von Unternehmen in den freiwilligen Kohlenstoffmarkt (VCM) zu stärken. Neben weiteren Verpflichtungen im Bereich Klimafinanzierung gaben einflussreiche Organisationen einen Rahmen bekannt, wie die wichtigsten Leitlinien zu Emissionsreduktionen, Kompensation und Berichterstattung kombiniert werden können. Darüber hinaus kündigten die führenden Zertifizierungsstandards eine historische Partnerschaft an, die den Stakeholdern die Hoffnung gibt, dass der VCM zu mehr Ausrichtung, Integration und Klarheit kommt.

EcoAct bei der COP28

Während der COP28 hat sich EcoAct aktiv mit bestehenden und potenziellen Partnern ausgetauscht, um private Investitionen in den freiwilligen Kohlenstoffmarkt (VCM) zu lenken. Mathilde Mignot und Léo Barruol vom Nature and Technology-based Solutions (NTBS)-Team von EcoAct beobachteten ein deutlich gesteigertes Interesse an Projekten zur CO2-Kompensation, insbesondere an Initiativen für sauberes Kochen, verstärkt durch einen wegweisenden Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA). EcoAct begrüßt insbesondere den hochrangigen International Summit on Clean Cooking in Africa, der im Frühjahr 2024 in Paris, Frankreich, stattfinden wird, und wird bei der Gelegenheit die positiven Auswirkungen von Projekten zum sauberen Kochen, wie dem Hifadhi-Projekt in Kenia, präsentieren. Dieses gesteigerte Interesse deckt sich mit EcoActs Verpflichtung, Projekte zur CO2-Kompensation zu fördern, die nicht nur zur Umweltnachhaltigkeit beitragen, sondern auch erhebliche soziale Benefits für lokale Gemeinschaften generieren, im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs).

Eine neue Ära im VCM: Zertifizierungsstandards verkünden Zusammenarbeit

Die weltweit führenden unabhängigen Standards für die Zertifizierung von Carbon Credits haben erklärt, dass sie gemeinsam daran arbeiten werden, die Konsistenz, Transparenz und Qualität in der Zertifizierungslandschaft für Offsettingprojekte zu verbessern. Dazu gehören unter anderem das American Carbon Registry, die Architecture for REDD+ Transactions (ART), die Climate Action Reserve, der Global Carbon Council, der Gold Standard und der Verified Carbon Standard.

Sie werden beispielsweise gemeinsame Grundsätze für die Quantifizierung von Carbon Removals und Minderung erarbeiten. Innerhalb eines umfangreichen Maßnahmenpakets werden sie auch dazu beitragen, die Transparenz bei der Verwendung von Carbon Credits zu verbessern und die Arbeit des Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM) bei der Festlegung von Mindeststandards für die Qualität von Carbon Credits zu unterstützen.

Die Nachricht wurde von allen Teilnehmern des VCM begrüßt, da sie vor einer weiteren Zersplitterung der Branche schützt, die bisher oft für Unsicherheit und Verwirrung gesorgt hat. Eine einheitliche Formulierung in Bezug auf Qualität und Transparenz wird Unternehmen dazu ermutigen, ihre Emissionen mit Hilfe von Carbon Credits auszugleichen und sich darauf zu verlassen, dass ihre Claims zum Klimaschutz glaubwürdig und überprüfbar sind. Zusammen mit neuen Indikatoren, die sicherstellen, dass die Projekte die gewünschten Auswirkungen vor Ort haben, wird dies den Markt stärken und folglich die Klimafinanzierung in den Gastländern verbessern und steigern

Endlich Klarheit: Umfassender Rahmen für unternehmerisches Handeln im Klimaschutz

International anerkannte Organisationen aus dem Bereich des Klimaschutzes haben ihre Kräfte gebündelt in einen klaren Fahrplan, wie sich die Bereiche CO2-Bilanzierung, Dekarbonisierung und Kompensation im Rahmen einer ganzheitlichen Strategie verbinden lassen. Unternehmen wird nun geraten, ihre Emissionen gemäß den Standards des GHG-Protokolls zu berechnen, von der Science Based Targets Initiative (SBTi) validierte Emissionsreduktionsziele zu setzen, den Leitlinien der Voluntary Carbon Markets Initiative (VCMI) zum Einsatz von Carbon Credits zu folgen, die höchste Qualität der Credits nach den Core Carbon Principles (CCP) des ICVCM auszuwählen, und alle relevanten Informationen transparent über CDP zu berichten.

Durch diesen glaubwürdigen und umfassenden Rahmen, der die Verwendung von Carbon Credits miteinschließt, wollen diese Organisationen gemeinsam mit der We Mean Business Coalition den Ruf und die Integrität des VCM stärken. Unternehmen waren oft verunsichert, wie sie realistische Klimaziele setzen können, während unklar war, inwieweit Offsetting dabei berücksichtigt werden durfte. Diese Initiative bietet jetzt Klarheit, insbesondere aufgrund der Beteiligung des GHG-Protokolls und des CDP, die zuvor wenig über den VCM gesagt hatten. Sie gibt eine klare Guidance, wie Unternehmen ihre Klimareise beschleunigen und ihre Ambitionen für unsere kollektiven globalen Net-Zero-Ziele umsetzen können.

Involvement von EcoAct 

cop28

Die COP28 bot eine aufregende Gelegenheit, sich mit einer Vielzahl von Initiativen zu vernetzen, die private Finanzmittel in den freiwilligen Carbon Market lenken. Unsere KollegInnen trafen unter anderem mit Vertretern von Projektentwicklern, Zertifizierungsstandards, Ratingagenturen, Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen, Investoren und NGOs zusammen. Sie nahmen auch an Veranstaltungen zu naturbasierten Projekten teil, wie beispielsweise einer von der Zentralafrikanischen Waldkommission (COMAC), der Kooperation zum Wald im Kongobecken (CBFP) und Climate Chance organisierten Veranstaltung zu Biodiversitätskorridoren, insbesondere zum laufenden Projekt „Biodiversitätskorridore in Guinea“.

Die Stärke von EcoAct liegt in der Pflege von Beziehungen zu Akteuren sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor. Mathilde und Léo haben auch mit Delegierten aus Ländern, in denen EcoAct Kompensationsprojekte entwickelt, Kontakt aufgenommen, um ihre Pläne besser zu verstehen und sicherzustellen, dass unsere gemeinsamen Projekte im Einklang mit lokalen Bedürfnissen und Erwartungen bleiben. Unsere Partner in Ländern wie Kenia, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo, Guinea, Kamerun, Indien, Kolumbien oder Mexiko beobachten genau, wie die Verhandlungen zu Artikel 6 ihre Herangehensweise an den VCM beeinflussen könnten.

Grundsätzlich fand EcoAct es ermutigend, dass der Markt weiterhin wächst und sich entwickelt. Unser Ziel ist es, Unternehmen dabei zu helfen, in Projekte zu investieren, die genau zu ihren Bedürfnissen passen, und sie dabei zu möglichst hochwertigen Projekten zu lenken. Dabei gehen wir keine Kompromisse bei unserem Engagement für Umwelt und soziale Verantwortung ein.

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