Wissenschaftsbasierte Ziele – was steckt dahinter?

Für ein Erreichen des Net-Zero Ziels bis zum Jahr 2050, besteht für Unternehmen und andere  Organisationen dringender Bedarf, weitreichende Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen. Mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre zeigt sich, dass sich mehr und mehr Organisationen dazu entschließen, wissenschaftliche Emissions-Reduktionsziele auf Grundlage der Science-based Target Initiative (SBTi) zu formulieren. Allein im Jahr 2021 verpflichteten ...

Lucy Haines

6 Sep 2023 6 Minuten Lesezeit

Für ein Erreichen des Net-Zero Ziels bis zum Jahr 2050, besteht für Unternehmen und andere  Organisationen dringender Bedarf, weitreichende Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen. Mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre zeigt sich, dass sich mehr und mehr Organisationen dazu entschließen, wissenschaftliche Emissions-Reduktionsziele auf Grundlage der Science-based Target Initiative (SBTi) zu formulieren. Allein im Jahr 2021 verpflichteten sich Unternehmen mit einer weltweiten Wirtschaftskraft von 38 Billionen Dollar der SBTi . Diese folgen dem im gleichen Jahr eingeführten Net-Zero-Standard, der einen klaren Plan für die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C vorsieht. Wissenschaftsbasierte Ziele gelten als Best Practice bei der Festlegung von Klimazielen und werden von den wichtigsten Rahmenwerken für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, einschließlich CDP, anerkannt. In dem Maße, in dem Organisationen versuchen, ihre Emissionsreduktionsziele mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang zu bringen, werden SBTs zu einem integralen Bestandteil einer glaubwürdigen Net-Zero-Strategie.

Alles, was Sie über SBTs wissen müssen, finden Sie unten.

Was sind wissenschaftsbasierte Ziele?

Bevor es SBTs gab, stand es den Organisationen frei, ihre Emissionsreduktionsziele selbst festzulegen. Die Ziele basierten in der Regel auf der prognostizierten Leistung der Organisation, den Erwartungen der Interessengruppen und weiteren individualspezifischen Faktoren.

Wissenschaftsbasierte Ziele (SBT) konzentrieren sich nicht auf die Organisation, ihr wirtschaftliches Umfeld oder ihre Fähigkeit, ein vordefiniertes und erreichbares Ziel zu erreichen. Vielmehr orientieren sie sich an der Klimawissenschaft und daran, was wir gemeinsam tun müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Die IPCC („Intergovernmental Panel on Climate Change“) hat hier eindeutig festgestellt, dass eine Halbierung der globalen Emissionen bis 2030 notwendig ist, um eine Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 °C und einen Net-Zero-Status bis 2050 zu erreichen.

Im Wesentlichen legen die SBTs Emissionsreduktionspfade fest, welche die globalen Maßnahmen unterstützen, die zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf dieses Niveau erforderlich sind.

Seit der Einführung des Net-Zero-Standards müssen Organisationen sowohl kurz- als auch langfristige Emissionsreduktionsziele festlegen, um den wissenschaftlich festgesetzten Net-Zero-Status zu erreichen. Die kurzfristigen Ziele sollten sich auf die Emissionsreduzierung in den nächsten 5-10 Jahren, und die langfristigen Ziele auf das Erreichen der Net-Zero-Emissionen bis 2050 konzentrieren, ausgerichtet auf den Reduktionspfad von 1,5°C.

Bis Ende 2022 formulierten mehr als Unternehmen Emissionsreduktionsziele im Rahmen der „Science-based Target Initiative“ (SBTi), oder verpflichteten sich dazu. Die SBTi ist Teil einer gemeinsamen Partnerschaft von CDP, dem United Nations Global Compact, dem World Resources Institute (WRI) und dem World Wide Fund for Nature (WWF).

Warum sollte man wissenschaftsbasierte Ziele festlegen?

Die Bedeutung wissenschaftsbasierter Ziele wird angesichts der gemeinsamen Herausforderung, den Klimawandel zu bekämpfen, immer deutlicher. SBTs spielen eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, insbesondere um die schon jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Die Festlegung von SBTs bietet jedoch Vorteile für Ihr Unternehmen. So ermöglichen SBTs eine zielgerichtete Reduzierung interner Emissionen, Energieverbräuche und Kosten. Damit  erfüllen sie die Anforderungen wichtiger externer Interessengruppen sowie steigender Berichtspflichten.

  • Zukunftssicherung
    Da wir gemeinsam auf die Ziele des Pariser Abkommens hinarbeiten und bis 2050 den Net-Zero Status anstreben, werden Organisationen einer stärkeren Regulierung unterworfen werden. Die Festlegung von SBTs kann dazu beitragen, Ihr Unternehmen zukunftssicher und widerstandsfähiger zu machen.
  • Risiken und Chancen
    Eine detaillierte Analyse der Betriebsabläufe und Lieferketten als Grundlage für den Zielsetzungsprozess hilft dabei, Risiken und Chancen innerhalb Ihres Unternehmens zu erkennen. Dies ermöglicht ein solideres Management klimabezogener Risiken und die Identifizierung von Chancen, die sich positiv auf Ihren Betrieb oder sogar auf Ihren Gewinn auswirken können.
  • Kosteneinsparungen
    Ambitionierte Ziele führen zu Kostensenkungen, da Sie die Effizienz Ihres Unternehmens verbessern und den Energieverbrauch senken werden.
    Verschiedene Anforderungen der Berichterstattung setzen Unternehmen zunehmend unter Druck, SBTs zu erstellen und offenzulegen, wie sich dies auf Ihre Leistungsergebnisse auswirken wird.
  • Reputation
    SBTs demonstrieren strategisches, langfristiges Denken und Führungsqualitäten und stärken den guten Ruf bei Investoren und Kunden. Es verdeutlicht den Willen das Richtige zu tun.

Wie man wissenschaftsbasierte Ziele festlegt

Die Festlegung eines Science-based Targets unterscheidet sich von herkömmlichen Emissionsreduktionszielen. SBTs sind „top down“, langfristig und von Natur aus anspruchsvoller. Um diesen Prozess leichter verständlich zu machen, haben wir die Hauptaufgaben in fünf Schlüsselschritte unterteilt.

  1. Solide Grundlagen schaffen
    Bevor Sie ein wissenschaftsbasiertes Ziel festlegen, ist es wichtig zu verstehen, warum Sie SBTs festlegen, was Sie erreichen wollen und wo Sie auf Ihrem Weg zur Nachhaltigkeit bereits stehen. In dieser Phase ist die Zusammenarbeit mit den wichtigsten internen Stakeholdern von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass Ihre wissenschaftsbasierten Zielsetzungen mit Ihren allgemeinen Unternehmenszielen übereinstimmen.
  2. Ermitteln Sie den geeigneten Ansatz zur Festlegung Ihrer Ziele
    Es gibt verschiedene Ansätze für die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele für die Scopes 1, 2 & 3 sowie für spezifische Anforderungen an kleine und mittlere Unternehmen. Überlegen Sie, welcher Ansatz für Sie der richtige ist.
  3. Definieren und berechnen Sie Ihr wissenschaftsbasiertes Ziel
    In dieser Phase müssen Sie Ihre Baseline definieren und Ihr Ziel so berechnen, dass es mit dem 1,5°C-Reduktionspfad übereinstimmt. Bei EcoAct haben wir das Carbon Reduction and Feasibility Tool (CRaFT) entwickelt, das zur Unterstützung dieses Zielsetzungsprozesses verwendet werden kann.
  4. Planung Ihres Reduktionspfads und Einholung der Genehmigung
    Entwerfen und entwickeln Sie einen klaren Fahrplan, wie Sie Ihre Science-based Targets erreichen werden. Dies wird Ihnen helfen, Zustimmung und Unterstützung auf Führungsebene zu erhalten.
  5. Erhalten Sie die SBTi-Validierung und erreichen Sie Ihr Ziel
    Die Validierung Ihres Ziels durch die Science-based Target Inititiative (SBTi) ist nicht zwingend erforderlich, bringt jedoch Reputationsvorteile mit sich. Durch die Validierung und transparente Kommunikation mit Ihren Stakeholdern zeigen Sie echte Glaubwürdigkeit für Ihr Engagement.

 

Alles, was Sie über diese Schritte wissen müssen, finden Sie in unserem SBT Factsheet.

Bis heute hat EcoAct mehr als 50 Unternehmen aus einer Vielzahl von Branchen bei der Festlegung ihrer SBTs und der Validierung durch die SBTi unterstützt, darunter auch das pharmazeutische Labor Servier. Wir sind ein Global Gold Level Partner und akkreditierter SBT-Partner vom CDP und auch Teil der SBTi FI Arbeitsgruppe, die eine SBT-Methodik für den Finanzsektor entwickelt.

Wenn Sie ein Science-based Target formulieren möchten, können Sie gerne Kontakt mit uns aufnehmen.