Die EU-Taxonomie ist eines der wichtigsten Instrumente im Bereich der nachhaltigen Finanzen. Da 2023 zahlreiche Unternehmen mit dem vollen Umfang des Gesetzes konfrontiert sein werden, erklären uns die EcoAct Experten Jordan Hairabedian und Stefan Holzheuser, was die Taxonomie ist, wer von ihr betroffen ist und welche Vorteile Anwender aus ihr ziehen können.
Bereits am 1. Januar 2022 trat die EU-Taxonomie teilweise in Kraft. Hiervon betroffen sind bereits jetzt über 11.000 Organisationen. Durch die Regulierung soll die nicht-finanzielle Berichterstattung in der Europäischen Union ausgeweitet werden.
Was ist die EU-Taxonomie?
Durch den Europäischen Green Deal soll Europa bis 2050 treibhausgasneutral werden. Als Zwischenziel sieht die Europäische Kommission eine Treibhausgasreduktion von 55% im Vergleich zu 1990 vor. Um dies zu erreichen, müssen zwischen 2021 und 2027 1000 Milliarden Euro für eine nachhaltige Transition mobilisiert werden.
Die EU-Taxonomie ist einer der zentralen Bausteine, des Europäischen Green Deals, um nachhaltig Investitionen zu stärken. Hierbei fungiert die Taxonomie als Klassifikationssystem für nachhaltige Aktivitäten. Dadurch soll gewährleistet sein, dass nur solche Aktivitäten als nachhaltig gelten, die zu den europäischen Klima- und Umweltzielen beitragen. Investoren sollen infolgedessen verstärkt in diese Aktivitäten investieren. Insgesamt finden sich unter der Taxonomie derzeit Klassifizierungskriterien für 162 Aktivitäten, die für mehr als 93% der Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union verantwortlich sind. Diese lassen sich in drei Kategorien unterteilen:
Wer ist von der EU-Taxonomie betroffen?
Derzeit betrifft die Taxonomie über 11.000 Organisationen:
Bereits 2022, im ersten Jahr des Inkrafttretens der Taxonomie mussten betroffene Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern veröffentlichen, welche ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten von der EU-Taxonomie abgedeckt werden. Ab 2023 müssen Anwenderunternehmen zudem die identifizierten Aktivitäten anhand der Kriterien der Taxonomie klassifizieren, um ausweisen zu können, ob diese nachhaltig sind oder nicht.
Ab dem Geschäftsjahr 2025 (zur veröffentlichen 2026) wird der Kreis der Anwenderunternehmen im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) maßgeblich ausgeweitet auf bis zu 50.000 Organisationen, davon ca. 15.000 allein in Deutschland. Betroffen sein werden:
Wie klassifiziere ich meine Aktivitäten?
Damit eine Aktivität einen wesentlichen Beitrag zu einem der Ziele leistet, muss sie bestimmte Kriterien erfüllen. Diese unterscheiden sich je nach Aktivität. Zudem kann nicht jede Aktivität zu jedem der Ziele einen wesentlichen Beitrag leisten. Die meisten Aktivitäten können jedoch zu einem der beiden Klimaziele (Milderung oder Anpassung) beitragen. Für einen wesentlichen Beitrag zur Milderung des Klimawandels muss bei den meisten Aktivitäten sichergestellt werden, dass ihr CO2-Ausstoß unterhalb eines gewissen Schwellenwerts liegt, sodass eine CO2-Berechnung benötigt wird. Damit eine Aktivität einen wesentlichen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leistet, muss eine Klimaszenarioanalyse durchgeführt und Anpassungsmaßnahmen getroffen werden.
Welche Vorteile bringt die EU-Taxonomie?
Zwar stellt die Taxonomie für viele Organisationen einen zusätzlichen Aufwand dar. Gleichzeitig bringt sie jedoch auch zahlreiche Vorteile für Unternehmen, Investoren und Gesellschaft mit sich:
Unternehmen | Investoren | Gesellschaft |
Demonstration des Beitrags zum Übergang zu einer CO2-armen und resilienten Wirtschaft
Ausweitung des Zugangs zu Finanzmitteln durch die stärkere Ausrichtung auf nachhaltige Investitionen Vermeidung von unfreiwilligem Greenwashing durch einheitliche Definition |
Einheitliche und robuste Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Investitionen
Besseres Verständnis von Risiken und Chancen hinsichtlich des Investment Portfolios Vermeidung von Reputationsschäden durch Investitionen in Aktivitäten, die Klima- oder Umweltzielen schaden |
Integration des Pariser Abkommens und der Sustainable Development Goals in wirtschaftliche Aktivitäten
Höhere Transparenz für Verbraucher Stärkung nachhaltiger Investitionen zur Einhaltung des europäischen Klimaneutralitätsziels für 2050 |
Wie geht es mit der Taxonomie weiter?
Die Taxonomie wird alle drei Jahre überprüft, um auf technologischen oder wissenschaftlichen Fortschritt antworten zu können. Ohne Zweifel stellt die EU-Taxonomie eine der größten Errungenschaften im Bereich der nachhaltigen Finanzen dar. Entsprechend wird sie auch über die Grenzen der Europäischen Union hinaus als Referenz fungieren.