Was ist eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse und warum ist sie entscheidend für die CSRD-Konformität?

Mit der näher rückenden Frist zur Einhaltung der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (engl. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)), stehen Unternehmen in ganz Europa zunehmend unter Druck, eine entscheidende Komponente in ihre Berichterstattung zu integrieren: die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (engl. Double Materiality Assessment, DMA). Doch was ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse genau? Und, wie können sich Unternehmen ...

Stefan Holzheuser and Farah Khalaf

7 Mai 2024 7 Minuten Lesezeit

Mit der näher rückenden Frist zur Einhaltung der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (engl. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)), stehen Unternehmen in ganz Europa zunehmend unter Druck, eine entscheidende Komponente in ihre Berichterstattung zu integrieren: die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (engl. Double Materiality Assessment, DMA). Doch was ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse genau? Und, wie können sich Unternehmen auf die Integration dieser in ihre Environmental-, Social- und Governance-Berichterstattung (ESG) vorbereiten?

Für viele kann die Komplexität der doppelten Wesentlichkeitsanalyse zunächst als überwältigend erscheinen. Aus diesem Grund befasst sich dieser Artikel mit der Definition der doppelten Wesentlichkeitsanalyse und verschafft einen klaren Einblick in ihre Wichtigkeit für die Einhaltung der CSRD. Außerdem werden Strategien für den effektiven Umgang mit der doppelten Wesentlichkeitsanalyse aufgezeigt. Anschließend werden die Dienstleistungen von EcoAct vorgestellt, die Ihr Unternehmen bei der Einhaltung der CSRD unterstützen können.

Gemeinsam können wir die Herausforderung der CSRD-Konformität in eine Chance für eine nachhaltige Transformation verwandeln.

Übersicht über die European Sustainability Reporting Standards (ESRS)

Bevor man sich mit der Komplexität der DMA befasst, ist es wichtig, die europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (engl. ESRS) zu verstehen, denn die ESRS definieren, welche ESG-Indikatoren Unternehmen offenlegen müssen. Die ESRS sind in drei Säulen unterteilt: Environment (E), Social (S) und Governance (G).

Was ist eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse und warum ist sie entscheidend für die CSRD-Konformität?

Ab 2024 müssen nahezu 50.000 Unternehmen in Europa ihre Berichterstattung nach diesen Standards ausrichten, eine Verpflichtung, die schrittweise erweitert wird und bis 2026 auch Nicht-EU-Unternehmen einschließen wird. Die Richtlinie zielt darauf ab, die Transparenz der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU zu maximieren.

Die Durchführung einer DMA ist ein wichtiger Bestandteil der CSRD konformen Berichterstattung. Sie dient dazu, die Bedeutung (Wesentlichkeit) jedes ESG-Themas im Kontext der gesamten Wertschöpfungskette eines betroffenen Unternehmens zu bestimmen. Neben weiteren Anforderungen sind Unternehmen lediglich verpflichtet, über wesentliche ESG-Themen zu berichten. Das DMA-Tool hilft somit, den Umfang künftiger ESG-Berichte festzulegen und den Berichterstattungsaufwand zu begrenzen.

Doppelte Wesentlichkeitsanalyse – was ist das?

Die Bewertung der Auswirkungen, Risiken und Chancen jedes Nachhaltigkeitsaspekts ist der Schlüssel für eine DMA. Die CSRD verlangt eine doppelte Wesentlichkeitsbetrachtung. Das bedeutet, dass Unternehmen nicht nur berücksichtigen müssen, wie sich ihre Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf Mensch und Umwelt auswirken, sondern auch, wie sich Nachhaltigkeitsfragen und die Umwelt kurz-, mittel- und langfristig finanziell auf das Unternehmen auswirken können, wie in der nachstehenden Grafik dargestellt.

Was ist eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse und warum ist sie entscheidend für die CSRD-Konformität?

Die doppelten Wesentlichkeitsanalyse folgt somit einem zweistufigen Ansatz:

  • Erstens werden die Auswirkungen des Handelns eines Unternehmens auf natürliche und menschliche Ressourcen (Impact Materiality/ Umweltauswirkungen) bewertet, wobei sowohl positive als auch negative Auswirkungen berücksichtigt werden. Diese „Inside-Out“-Betrachtung widmet sich den tatsächlichen oder potenziellen kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen des Unternehmens auf Individuen und die Umwelt, die in direktem Zusammenhang mit seiner Geschäftstätigkeit und seiner Wertschöpfungskette stehen.
  • Zweitens wird bewertet, wie Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen die finanzielle Leistung eines Unternehmens beeinflussen könnten (finanzielle Wesentlichkeit/Abhängigkeit). Diese „Outside-in“-Sichtweise ermittelt, wie Nachhaltigkeitsaspekte entweder ein Risiko oder eine Chance darstellen, die die finanzielle Leistung und Position eines Unternehmens kurz-, mittel- und langfristig beeinflussen könnten.

    Dieser Ansatz, der in der nachstehenden Grafik zusammengefasst ist, ist für Unternehmen, die von der CSRD betroffen sind, von entscheidender Bedeutung. Denn die DMA dient nicht nur der Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften, sondern integriert die Nachhaltigkeit als eine Kerngeschäftsstrategie. Außerdem können Unternehmen mithilfe der DMA die wesentlichen ESG-Themen identifizieren, die für Geschäftstätigkeit von Bedeutung sind. Dies kann den Berichterstattungsaufwand erheblich reduzieren.
Was ist eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse und warum ist sie entscheidend für die CSRD-Konformität?

Vor welchen Herausforderungen stehen die Unternehmen und wie können sie diese bewältigen?

Obwohl die Durchführung der DMA ein entscheidender Schritt zur Einhaltung der CSRD ist, bringt sie auch gewisse Herausforderungen mit sich. Da das Konzept für viele Unternehmen neu ist, werden die meisten zum ersten Mal eine diese Analyse durchführen. Dies ist besonders wichtig, da sowohl der Prozess als auch die daraus resultierenden Ergebnisse einer unabhängigen Prüfung unterliegen.

EcoActs Ansatz für eine robuste und CSRD-konforme doppelte Wesentlichkeitsanalyse:

Mit einer tiefgreifenden Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberatung und über 18 Jahren branchenspezifischer Expertise hat EcoAct spezialisierte Teams für die Klimadaten-Analyse etabliert. Diese Experten haben ein digitales DMA-Tool entwickelt, das fundierte, datenbasierte Einsichten liefert. Diese Technologie bildet die Grundlage für eine verlässliche und CSRD-konforme doppelte Wesentlichkeitsanalyse.

Unser methodischer Ansatz gliedert sich in drei Schritte:

1. Datengestützte Industrie-Benchmark-Matrix

  • EcoAct arbeitet eng mit Ihnen zusammen, um Ihre gesamte Wertschöpfungskette zu erfassen. Dazu gehören Analysen aller direkten und indirekten Unternehmensaktivtäten sowie der Länder, in denen diese Aktivitäten durchgeführt werden.
  • Anschließend ordnen wir diese Informationen den Aktivitäten zu, die im EcoAct DMA-Tool verfügbar sind. Zudem bewerten wir gemeinsam mit Ihrem Unternehmen die Bedeutung jeder Aktivität, um eine angemessene Priorisierung sicherzustellen.
  • Die Ergebnisse dieser Zuordnung warden dann in das EcoAct DMA-Tool integriert. Dieses Tool ist mit umfangreichen Branchen-Benchmark-Daten aus zuverlässigen Datenbanken. Durch die Kombination dieser Informationen mit Industrie-Benchmarks erstellt generiert das Tool automatisch eine die erste doppelte Wesentlichkeitsanalyse gemäß den ESRS-Standards und identifiziert potenziell relevante Themenbereiche.

2. Stakeholder-Dialog

  • Die datengestützte Matrix, die auf Branchen-Benchmarks und den spezifischen Informationen zur Wertschöpfungskette Ihres Unternehmens basiert, bildet eine erste Hypothese. Diese inkludiert jedoch noch nicht die Ansichten der involvierten Stakeholder in Ihrer Wertschöpfungskette, wie es die ESRS vorschreiben.
  • Daherführt EcoAct Interviews mit den wichtigsten Stakeholdern und erstellt Umfragen für weitere relevanten Stakeholdern. Dies umfasst sowohl interne als auch externe Stakeholder, je nach den Präferenz des Unternehmens und der Verfügbarkeit der Beteiligten.
  • Im Rahmen des Stakeholder-Dialogs werden die vorläufige Matrix und die identifizierten potenziell wesentlichen Themen intensiv diskutiert. Dabei liegt der Fokus auf den spezifischen Auswirkungen, Risiken und Chancen, die sich aus der Perspektive jedes Stakeholders ergeben.

3. Übersetzung und Bestätigung der Ergebnisse

  • Die Ergebnisse des Stakeholder-Dialogs werden in das EcoAct DMA-Tool eingefügt, um die Auswirkungen und die Relevanz jedes CSRD-Unterthemas zu bewerten.
  • Basierend auf diesen erweiterten Informationen erstellt das Tool die finale doppelte Wesentlichkeitsmatrix. Diese veranschaulicht die Wichtigkeit aller ESRS-Themaen und Unterthemen. Dieser Output ermöglicht es Unternehmen alle wesentlichen und obligatorischen Indikatoren zu identifizieren, die das Unternehmen offenlegen muss.
  • Die fertige Matrix wird dem Projektteam präsentiert, um eine Bestätigung zu erhalten.

Unser Vorgehen entspricht nicht nur den ESRS-Richtlinien, sondern stützt sich auch auf ein Tool, das aus verlässlichen quantitativen Datensätzen besteht. Diese Verbindung ermöglicht es, quantitative Industriedaten und qualitative Informationen von Stakeholdern effektiv in die endgültige Matrix zu integrieren. Zudem vereinfacht das EcoAct DMA-Tool den Prozess der Datenanalyse und erstellt automatisch sowohl die erste datenbasierte Matrix als auch die abschließende doppelte Wesentlichkeitsmatrix, welche die Ergebnisse des Stakeholder-Dialogs integriert.

Lösungsansätze zur Bewältigung der DMA-Herausforderungen

HerausforderungLösung
Themenbreite und Datenquellen
Die Herausforderung besteht darin, ein breites Spektrum an Themen wie Klimawandel, Arbeitnehmer in der Wertschöpfungskette und Korruption zu behandeln, was sowohl quantitative als auch qualitative Kennzahlen erfordert. Die Analyse von über 100 Themen und Unterthemen erfordert erhebliche Ressourcen.
Methodologischer Ansatz für die DMA
Ein gemischter Methodenansatz für die doppelte Wesentlichkeitsbewertung, der Branchendaten, Benchmarks, Experteninterviews und Stakeholder-Konsultationen kombiniert, sichert eine umfassende Erfassung von Risiken, Chancen, Auswirkungen und Abhängigkeiten.
Einbindung von Stakeholdern
Die CSRD verlangt die aktive Beteiligung sowohl interner als auch externer Stakeholder, was eine gründliche Identifikation der Beteiligten und effektive Kommunikationsstrategien erfordert.
Umfassendes Stakeholder Mapping
Durchführung eines umfassenden Stakeholder-Mappings und zeitgerechte Einbindung aller relevanten Stakeholder, um eine breite und effektive Beteiligung zu gewährleisten und die Relevanz der DMA zu verstärken.
Wissensmanagement und -transfer
Bei einer großen Anzahl beteiligter Personen ist der Wissenstransfer und -management entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Akteure zu kompetenten ESG-Experten werden.
Schulungen und Workshops
Investieren in Schulungen und Workshops für das ESG-Team und alle relevanten Stakeholder, um eine effektive Beitragsleistung zum DMA-Prozess zu ermöglichen.
Dokumentation und Vorgehensweise
Eine präzise und verlässliche Dokumentation des DMA-Prozesses ist essenziell, um Transparenz, Wiederholbarkeit und Compliance zu gewährleisten, besonders bei ESG-Berichten und kontinuierlichen Verbesserungen.
Gründliche Dokumentation
Sicherstellung, dass jeder Schritt des DMA-Prozesses detailliert dokumentiert wird, was die Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Konformität des Verfahrens verbessert und gleichzeitig die Audit-Prozesse unterstützt.