10 Kriterien für hochwertige Carbon Credits

Wer sich auf den Offsetting-Markt begibt, kann leicht die Orientierung verlieren. Das Angebot an Carbon Credits ist groß und vielfältig, mit einer Vielzahl an Technologien, Regionen, Standards und weiteren Versprechen. Die Preise gehen weit auseinander, und es ist nicht immer klar, worauf die Preisdifferenzen beruhen und ob diese auch in einer besseren Qualität begründet sind. ...

Edwin Zijderveld

1 Mrz 2023 4 Minuten Lesezeit

Wer sich auf den Offsetting-Markt begibt, kann leicht die Orientierung verlieren. Das Angebot an Carbon Credits ist groß und vielfältig, mit einer Vielzahl an Technologien, Regionen, Standards und weiteren Versprechen. Die Preise gehen weit auseinander, und es ist nicht immer klar, worauf die Preisdifferenzen beruhen und ob diese auch in einer besseren Qualität begründet sind. Wer zuverlässig hochwertige Carbon Credits erwerben will, kann sich an den folgenden 10 Kriterien orientieren.

Nachdem in einer unternehmerischen Offsetting-Strategie die Ziele, Eckpunkte und Wunschkriterien festgelegt wurden, folgt die Herausforderung, solche Carbon Credits zu erwerben, die an diese Strategie anschließen. Aus der Vielzahl von Angeboten gilt es, die passenden Projekte auszuwählen, die im verfügbaren finanziellen Rahmen passen. Genau so wichtig ist es, die Qualität der Credits zu beachten. Wenn in einem Offsettingprojekt Unregelmäßigkeiten passieren, wirft dies nicht nur ethische Fragen auf, sondern es bildet auch ein Reputationsrisiko. Auch weitere unternehmerische Risiken gilt es bereits im Vorfeld möglichst zu minimieren.

Folgende Kriterien sollten berücksichtigt werden:

  1. Zusätzlich
    Das Offsetting-Projekt ermöglicht eine Vermeidung oder Sequestrierung, die ohne Projektinvestition nicht stattgefunden hätte. Die Einsparungen müssen deutlich einem ‚business-as-usual-Szenario‘ übersteigen, und auf Carbon Credits als Anreiz zurückzuführen sein. Einsparungen, die auch ohne Offsetting-Investition stattgefunden hätten oder durch Gesetzgebung ohnehin vorgeschrieben sind, sollten nicht anerkannt werden.
  2. Umgesetzt
    Die CO₂-Einsparungen, die zur Ausstellung der Credits führen, müssen bereits real stattgefunden haben. Dies muss durch Beobachtungen, Messungen oder Modellierung nachweisbar sein. Ob eine lediglich geplante Vermeidung oder Reduktion auch tatsächlich erreicht wird, kann nie vorab zu 100% garantiert werden.
  3. Permanent
    Das Projekt sollte garantieren, dass die Menge an Kohlenstoff (‚carbon stocks‘) sehr langfristig gebunden ist, typischerweise mindestens 100 Jahre. Eine gründliche Risikoanalyse verringert die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Freisetzung. Sollte diese doch stattfinden, sollte dieser Verlust möglichst vollständig aufgefangen werden, z.B. durch Kompensation mittels zusätzlicher Sicherheitspuffer oder Versicherungen.
  4. Messbar
    Das Volumen der eingesparten oder gebundenen CO₂-Mengen sollte genau gemessen und quantifiziert sein – unter Berücksichtigung der Zusätzlichkeit. Dies sollte mit wissenschaftlich fundierten Methoden nach anerkannten Standards und Protokollen stattfinden, ob modellbasiert oder durch Messungen vor Ort. Permanentes Monitoring belegt die langfristige Wirkung.
  5. Auditiert
    Das Projekt sollte von einer neutralen dritten Instanz verifiziert sein. Dies stellt sicher, dass die Angaben und Berechnungen aller Parteien überprüft und nachgewiesen sind. Die Ergebnisse dieser akkreditierten Audits sollten transparent dargelegt sein.
  6. Einmalig
    Eine CO₂-Einsparung oder Sequestrierung kann nur einmalig gezählt und zur Generierung von Carbon Credits angerechnet werden. Jeder Carbon Credit kann nur ein Mal eingesetzt werden, und wird dabei unwiderruflich stillgelegt. Eine Kennzeichnung aller Credits und die Aufnahme in ein öffentlich einsehbares Verzeichnis (‚registry‘) stellen sicher, dass eine Doppelzählung oder doppelte Anrechnung von Credits vermieden wird.
  7. Zertifiziert
    Unabhängige Zertifizierungsinstanzen wie Verra oder Gold Standard stellen Regeln zur Methodik und Berechnung der CO₂-Offsets auf. Sie legen Mindeststandards fest, nach denen sich die Projekte ausrichten müssen. Differenzierte Standards für unterschiedliche Technologien sowie Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und Zusatznutzen können durch zusätzliche Standards ausgewiesen werden (z.B. VCS+CCB durch Verra).
  8. Überprüft
    Auch zertifizierte Projekte sollten nach weiteren Kriterien, die über die der Standardisierungsorganisationen hinausgehen, überprüft werden. Wurden alle Angaben aus dem Projektplan eingehalten? Sind in der Zeit seit der Zertifizierung vielleicht Menschenrechtsverletzungen aufgetreten? Eine zusätzliche Risikobewertung wie z.B. durch den EcoScore© von EcoAct stellt sicher, dass Investitions- und Reputationsrisiken minimiert werden.
  9. Seriös
    Die Frage nach den Erfahrungswerten eines Anbieters von Carbon Credits stellt eine zusätzliche Qualitätssicherung dar. Ein Anbieter mit langjähriger Erfahrung und guten und stabilen Kontakten im Feld kennt die Historie der angebotenen Projekte. Wenn der Anbieter sogar eigene Offsetting-Projekte entwickelt und/oder verifiziert, ist er mit den Anforderungen und Herausforderungen vertraut. Anbieter die Mitglied im Interessenverband ICROA sind, verpflichten sich, höchste Qualitäts- und Integritätsstandards einzuhalten.
  10. Mehrwert
    Der Zusatznutzen eines Projektes über die reine CO₂-Einsparung hinaus ist ein wesentlicher Aspekt von Offsetting-Projekten. Dieser orientiert sich nach den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung der UN (‚SDGs‘). Dabei geht es um den sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Mehrwert, wovon die lokale Bevölkerung häufig direkt profitiert, wie Arbeits- und Ausbildungsplätze, wirtschaftliche Entwicklung, Gesundheitsförderung, Naturschutz oder biologische Vielfalt.

Im Auswahlprozess von Offsetting-Projekten stellt eine Orientierung nach all diesen Kriterien sicher, dass die Umweltintegrität der erworbenen Carbon Credits gewährleistet ist. Ein seriöser Anbieter von Credits sollte in der Lage sein, in der Angebotsphase Fragen nach all diesen Punkten beantworten und die Projektdetails transparent darlegen zu können.

 

EcoAct ist ein führender Projektentwickler und Gründungsmitglied vom Interessenverband ICROA. Wenn Sie an Offsettingmaßnahmen oder Projektentwicklung interessiert sind, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.